Das richtige Tränkemanagement beginnt bei jedem Kalb direkt nach der Geburt mit der Verabreichung von Kolostrum. Die darin enthaltenen Antikörper können während der ersten Lebensstunden über den Darm aufgenommen werden. Je später das Vertränken von Kolostrum erfolgt, desto weniger Antikörper gelangen in den Kreislauf und schützen das Kalb gegen Erreger. Die Kolostrumaufnahme unmittelbar nach der Geburt ist von grösster Wichtigkeit, weil das Kalb im Gegensatz zum Menschen keine Antikörper via Plazenta erhält. Dem Kalb sollen kurz nach der Geburt bis zu 4 Liter Kolostrum angeboten werden. Die zweite Mahlzeit erfolgt bis sechs Stunden nach der Geburt.
15 Prozent des Gewichts
In den folgenden Tagen soll die Tränkemenge auf 6 bis 8 Liter Vollmilch pro Kalb und Tag gesteigert werden; eine Menge, die mindestens 15 Prozent des Körpergewichts entspricht. Der Tränke können in dieser Zeit zusätzlich 0,5 bis 1 Liter Kolostrum beigegeben werden. Die darin enthaltenen Antikörper können zwar nicht mehr vom Kreislauf aufgenommen werden, sie bieten aber im Darm einen lokalen Schutz gegen Durchfall. Dem Geburtsbetrieb fällt die wichtige Aufgabe zu, das Kalb zügig und gesund auf die für den Handel geforderten 75 kg Gewicht zu bringen. In der ersten Lebenswoche hilft die Rispoval-Nasenimpfung (vom Tierarzt zu verschreiben) bis drei Monate lang gegen Rindergrippe. Grundsätzlich fängt aber die Kälbergesundheit beim während der Galtphase optimal versorgten Muttertier an. Es kann nicht genug betont werden, dass Gesundheit immer auch mit Hygiene zusammenhäng. Je sauberer die direkte Stallumgebung und die Iglus gehalten sind, desto weniger kommt das Kalb potenziell mit krankmachenden Keimen in Berührung.
Einstallcheck
Einmal auf dem Mastbetrieb angekommen, den Einstallcheck (Allgemeinzustand, Nabel, Fieber, Durchfall, Dokumente) hinter sich gebracht, erhalten die Kälber ihre Tränke in der Regel rationiert mit einem Tränkeautomaten. Die Milchtränke besteht bei den meisten Rindviehmästern aus einem Pulver/Wasser-Gemisch. Bei der Wahl des richtigen Milchpulvers gibt es einige Punkte zu beachten. Milchpulver sollten keine pflanzlichen Proteine enthalten, da diese vom Kalb in den ersten sechs Wochen nicht verdaut werden können. Der Anteil Magermilch und Milchproteinpulver sollte mindestens 50 Prozent betragen. Empfohlen wird, die Milch anzusäuern. Das Ansäuern bewirkt, dass der pH-Wert der Milch absinkt, so sterben krankmachende Keime bereits im Labmagen ab. Eine weitere positive Eigenschaft der angesäuerten Milch ist folgende: Aufgrund des tieferen pH-Werts wird die Milch vorverdaut, was die Verdaulichkeit sowie die Futterverwertung positiv beeinflusst. Die ideale Tränketemperatur am Nuggi beträgt 39,5 bis 40 Grad. Bei langen Schläuchen zwischen Automat und Nuggi oder während der kalten Jahreszeit sollte die Temperatur regelmässig überprüft werden.
Tränkekurve anpassen
Wenn die Kälber mit einem Tränkeautomaten abgetränkt werden, können die Tränketage und die Milchpulvermenge im Tränkeplan eingestellt werden. Ein möglicher Tränkeplan sieht wie folgt aus: Kälber erhalten auf dem Mastbetrieb die ersten 21 Tage 8 Liter Milch, verteilt auf mehrere Portionen am Tag. Wenn der Gewichtsunterschied der eingestallten Gruppe sehr gross ist, kann bei den leichteren Kälbern eine längere Tränkephase eingestellt werden. Die Milchpulverkonzentration soll je nach Milchpulver mindestens 130 g pro Liter Wasser betragen, um dem Kalb die nötige Nährstoffmenge zuzuführen. Ab dem 21. Tag wird die Tränkemenge sukzessiv reduziert, bis die Kälber sechs Wochen nach dem Einstallen auf dem Mastbetrieb abgetränkt sind. Nach dem Abtränken müssen die Tiere ihren gesamten Nährstoffbedarf aus festen Futtermitteln aufnehmen. Es ist zentral, dass den Kälbern ab dem ersten Tag auf dem Mastbetrieb, noch besser ab der ersten Lebenswoche, eine Kälbertrockenmischung zur freien Verfügung steht.