Eine hohe Fruchtbarkeit, vitale Würfe und gesunde Ferkel bilden die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Neben der Genetik spielt die Gesundheit des Sauenbestandes eine zentrale Rolle. Dabei rückt der Darm in den Fokus. Er ist Schaltstelle für Nährstoffversorgung, Immunabwehr und die Kontrolle pathogener Keime. Als größtes Immunorgan fördert er nützliche Bakterien und wehrt Krankheitserreger ab. Eine stabile Darmmikrobiota sorgt dafür, dass Energie, Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine effizient aufgenommen werden. Gerät das Gleichgewicht ins Wanken, steigt die Ausscheidung von Keimen wie E. coli oder Clostridien, die auf Ferkel übertragen werden können und dort Durchfall und Wachstumsstörungen auslösen.
Eine gezielte Fütterung ist entscheidend, um die Darmgesundheit zu stabilisieren und damit Fruchtbarkeit und Ferkelvitalität zu sichern. Besonders nach dem Absetzen sollte die Sau möglichst wenig Gewicht verloren haben, denn ein stabiler Ernährungszustand entlastet den Stoffwechsel. Ein kurzzeitiges Flushing vor der Belegung kann die Ovulationsrate erhöhen und die Wurfhomogenität verbessern. Während der Trächtigkeit ist eine konditionsangepasste Fütterung wichtig. In der Frühträchtigkeit sollte ein BCS von 3-3,5 erreicht werden, um die Einnistung zu unterstützen. In der Mittelträchtigkeit hilft eine ausgewogene Ration, das Darmmilieu stabil zu halten. Gegen Ende der Trächtigkeit fördern energiereiche und strukturreiche Futtermittel die Darmperistaltik und beugen Verstopfungen vor.
Ein gesunder Darm reduziert zugleich die Keimbelastung. Je besser die Verdauung funktioniert, desto weniger Erreger werden ausgeschieden, entscheidend für Ferkel, die in den ersten Lebenswochen sehr anfällig sind.
Fütterungskonzepte mit Probiotika können die Darmgesundheit zusätzlich unterstützen. Sporenbildende Bakterien überstehen den Magen, wirken direkt im Darm, fördern nützliche Mikroorganismen und verdrängen pathogene Keime. Dadurch verbessert sich die mikrobielle Balance, die Nährstoffverwertung wird effizienter und der Infektionsdruck sinkt. Sie können den Gewichtsverlust in der Laktation reduzieren, den Stoffwechsel entlasten und die Reproduktionsleistung verbessern. Auch die Ferkel profitieren: Weniger Keime, bessere Nährstoffversorgung über die Milch und höhere Absetzgewichte stärken ihre Widerstandskraft.
Der Zeitraum direkt nach der Geburt bleibt dennoch die kritischste Phase. 8–12 % der lebend geborenen Ferkel sterben vor dem Absetzen, die meisten in den ersten 72 Stunden. Hauptursachen sind Unterkühlung, Kolostrummangel und Erdrücken. Höhere Geburtsgewichte und homogenere Würfe verbessern die Überlebenschancen. Kolostrum liefert Energie, Antikörper und Nährstoffe, die das Neugeborene nicht selbst bilden kann. Jedes Ferkel sollte innerhalb der ersten 24 Stunden 200–250 g Kolostrum aufnehmen. Gleichzeitig ist Wärmeversorgung zentral: Ferkel benötigen 34–35 °C, weshalb beheizte Ferkelnester das Risiko von Unterkühlung und Erdrücken verringern.
Eine frühe Eisenergänzung bleibt wichtig, da Ferkel nur geringe Reserven haben. Ohne Ergänzung droht Anämie mit Wachstumsstörungen. Eine Eiseninjektion in den ersten Lebenstagen ist die sicherste Methode.
Ein weiterer Baustein der Darmgesundheit ist ein Fütterungskonzept, das die Darmmikrobiota früh stärkt. Erhält die Sau bereits während der Trächtigkeit Probiotika, wird ihr Darm stabiler, und sie scheidet weniger pathogene Keime aus. Über den Kontakt mit der Umgebung nehmen Ferkel in den ersten Lebensstunden nützliche mikrobiologische Bestandteile auf. So wird die Besiedlung des Darms früh in die richtige Richtung gelenkt. Eine ausgewogene Darmmikrobiota stärkt Verdauung, Immunsystem und Leistungsfähigkeit. Ab der ersten Lebenswoche sollte die Aufnahme von Probiotika über das Starterfutter fortgesetzt werden, damit die Ferkel Stabilität und Widerstandskraft weiter ausbauen.
Mit dem Absetzen kommt die größte Umstellung: Wegfall der Milch, neues Futter und soziale Veränderungen. Die Ferkel müssen in dieser Phase durch gutes Management unterstützt werden. Homogene Gruppen, Beschäftigungsmaterial, ein trockenes, zugluftfreies Stallklima und Temperaturen im Ferkelnest von 28–30 °C in der ersten Woche nach dem Absetzen senken das Durchfallrisiko.
Fazit
Der Erfolg in der Ferkelaufzucht basiert auf konsequentem Management und stabiler Darmgesundheit bei Sau und Ferkel. Entscheidend sind Kolostrumaufnahme, Wärme, Eisenversorgung, die Unterstützung des Darms, eine angepasste Fütterung und eine stressarme Entwöhnung. Jedes Detail zählt und sorgfältige Beobachtung bleibt die beste Investition in gesunde, leistungsfähige Tiere.