Den Milchproduzenten steht heute eine vielfältige Stierenauswahl für Mast- kreuzungen zur Verfügung. Je nach Genetik der Muttertiere wird der darauf passende Fleischrassenstier eingesetzt. Die richtige Wahl ist entscheidend für eine erfolgreiche Weitermast.
Selen in der Galtzeit
In der Galtzeit muss die Kuh optimal auf die bevorstehende Geburt vorbereitet werden. Wichtig ist in dieser Phase die richtige Versorgung mit Mineralstoffen, speziell die ausreichende Zufuhr von Selen und Vitamin E. Nach der Geburt ist die schnelle Versorgung des Kalbes mit Kolostrum entscheidend. In den ersten drei Stunden sollte mindestens 3l Biestmilch vertränkt werden. Damit wird die erste Nahrungsaufnahme durch das Kalb kombiniert mit dem Gesundheitsschutz der in der Biestmilch enthaltenen Immunglobuline. Kolostrum ist die billigste Medizin.
Kälbern wird die Kuhmilch in Körpertemperaturwärme verabreicht (39°C), in einer Menge, welche rund 10% des Körpergewichtes entspricht. Eine Ad-libi- tum Fütterung ist sinnvoll, da sie dem natürlichen Saugverhalten nahe kommt (sechs bis zwölf Saugakte à 8 bis 10 Minuten pro Tag). Die Kuhmilch wird mit höchstens 500g Milchpulver bester Qualität pro Tier und Tag aufgewertet. Die höhere Konzentration an Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen führt zu einem besseren Wachstum, gesünderen Tieren und weniger Verdauungsstör- ungen. Ebenfalls wird so das gegenseitige Besaugen unterdrückt.
Aufzuchtfutter in Flocken
Sauberes und temperiertes Wasser (15 bis 18°C) wird den Kälbern ab dem ersten Tag zur freien Verfügung angeboten. Eine frühe Wasseraufnahme fördert die Fresslust. Nebst sehr gutem Heu soll den Kälbern das beste Aufzuchtfutter mit einem hohen Flockenanteil, hochwertigen Proteinquellen, Verdauungsakti- vatoren und der richtigen Mineralstoff- und Vitaminmischung vorgelegt werden. Heu- und Aufzuchtfutter werden am besten in Form einer
Müeslimischung angeboten. Diese Kombination ermöglicht die gewünschte Entwicklung der Pansenzotten (Längenwachstum und Oberfläche).Junge Tiere sind generell kälteempfindlich. Die thermoneutrale Zone bei Tieren bis drei Wochen Lebensalter liegt bei 15 bis 25°C. Bei einer Aussentemperatur von 4°C steigt der Erhaltungsbedarf um 35%. Eine Aufwertung der Milch mit Milchpulver ist deshalb auch hier angezeigt. Kälber können zusätzlich mit speziellen Kälberdecken warm gehalten werden.
Alle Körperzellen funktionieren nur mit Sauerstoff. Damit dieser im Körper überall hin transportiert wird, ist die Eisenversorgung unerlässlich. Messungen zeigen, dass bei der Hälfte aller zwei bis fünf Wochen alten Kälbern die Hämo- globin-Werte zu tief sind. Da die Tiere noch nicht in der Lage sind, Eisen aus Festfutter aufzunehmen und die Kuhmilch eisenarm ist, muss Eisen via Milch- pulver oder über andere Quellen zugeführt werden.
Häufige Abgangsursache
Durchfall steht bei den Kälberkrankheiten an oberster Stelle. Bei Jungtieren tritt vermehrt der Parasitenbefall mit Kryptosporidien auf. Mit gezielten Hygiene- massnahmen und am Markt erhältlichen Behandlungsmitteln (auch Präbiotika) kann hier zu einer Entspannung beigetragen werden. Durchfälle, verursacht durch Viren oder Bakterien, sind mit gezielten Impfmassnahmen – auch bereits am Muttertier – oder durch Behandlungen in Absprache mit dem Bestandestier- arzt durchzuführen.
Der Geburtsbetrieb ist mit seiner professionellen Kälberaufzucht ein erster Garant für eine erfolgreiche Weitermast. Mit der Wahl der richtigen Genetik, einer optimalen Betreuung unmittelbar nach der Geburt und der korrekten Angewöhnung an die Festfutteraufnahme trifft er die richtigen Massnahmen für gesunde und frohwüchsige Masttiere.