Hitzestress und Komfortzone
Die Komfortzone für Milchvieh liegt zwischen 2 und 15˚C. Man geht davon aus, dass Stress für das Tier entsteht, wenn die thermische Belastung größer wird als seine Fähigkeit, den Anstieg seiner Körpertemperatur zu regulieren. Dieser Stress hat zur Folge, dass die Tiere weniger fressen, langsamer wiederkäuen, Wasser verlieren, ihr Verhalten und ihre physiologischen Rhythmen ändern. Die Folge sind geringere Leistungen (Produktion, Gehalt und Reproduktion), mehr Lahmheiten sowie eine Schwächung des Immunsystems, was zu einem Anstieg der Zellzahl und einer erhöhten Anfälligkeit für andere Stoffwechselstörungen führt.
Unabhängig von der Art des Melkens ist Hitzestress in allen Phasen der Aufzucht und Laktation zu beobachten. Die direkten Auswirkungen von Hitzestress lassen sich leicht an der täglichen Leistung ablesen. Lactanet (Kanada) untersuchte die Leistung am Melkroboter unter Hitzestress. Das Wiederkäuen nahm gleichzeitig mit dem Anstieg der Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit in der Umgebung ab. Der Rückgang der Milchproduktion folgte dem Rückgang des Wiederkäuens. Das niedrigere Produktionsniveau hielt noch einige Tage an, nachdem sich das Wiederkäuen wieder normalisiert hatte. Die Hitzeperiode führte somit zu einem Rückgang des Wiederkäuens um 9,6% und der Milchproduktion um 11,6% (siehe Abbildung 1).
Wie bereits erwähnt, schränken Perioden von Hitzestress die Futteraufnahme der Tiere ein und wirken sich auch auf die Bewegungen aus. Dies führt direkt zu einer geringeren Anzahl an Roboterdurchgängen pro Kuh und Tag und damit zu einer geringeren Anzahl Melkungen.
Für Belüftung sorgen
Die Belüftung bleibt in Zeiten von Hitzestress von entscheidender Bedeutung. Um die Bewegung der Tiere zu fördern, ist eine gute Belüftung in der Krippe und im Wartebereich vor dem Melken wichtig. Auch im Liegebereich muss eine angemessene Belüftung vorhanden sein, damit die Kühe liegen und so das Wiederkäuen und die Milchproduktion gefördert werden. Eine funktionierende Belüftung wird dadurch ersichtlich, dass die Kühe im gesamten Stall verteilt sind, ohne sichtbare Gruppenbildung. Roboter und Melkstände müssen ebenfalls gut belüftet sein, damit keine Schutzzonen für Fliegen enstehen. Am Roboter würden diese zu mehr unvollständigen Melkungen führen, mit entsprechendem Leistungsrückgang.
In Kombination mit einer ausgezeichneten Belüftung kann fachgerecht durchgeführter Sprühnebel dazu beitragen, die Stallluft zu kühlen und so die negativen Auswirkungen von Hitzeperioden zu mindern. Die Vernebelung sollte winzige Tröpfchen erzeugen. Er darf die Tiere und ihre Umgebung nicht nass machen. Dies hätte einen gegenteiligen Effekt und würde Probleme wie erhöhte Zellzahlen, Mastitis oder Mortellaro begünstigen.
Da die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, ist es wichtig, gut zugängliche Wasserstellen zu schaffen, damit die Futteraufnahme angeregt wird und die Kühe genügend mit Wasser versorgt bleiben.
Mineralstoff erhöhen
Es können auch Fütterungsstrategien eingesetzt werden, wie die Erhöhung des Mineralstoff- und Salzgehalts in der Grundfutterration in der Krippe. Zusätzlich kann die Zugabe von Puffermineralien und Hefe die Futtereffizienz erhöhen und die Futteraufnahme stimulieren. Diese Elemente verringern das Risiko einer Pansenazidose und fördern somit die Milchproduktion und den Milchgehalt, während sie gleichzeitig die Gesundheit der Tiere schützen.
Schmackhaftes Futter mit guter Verdaulichkeit ist wichtig, um die Futteraufnahme in Zeiten des Hitzestresses zu stimulieren. Bei Nachgärungen in Mischrationen können Produkte auf Säurebasis, wie 8052 TMR Cool zugesetzt werden, um die Erwärmung des Futters an der Krippe zu begrenzen. Wenn es möglich ist, empfiehlt es sich auch, die Ration am frühen Morgen oder am späten Abend zu füttern, um die kühleren Phasen des Tages zu nutzen. Es wird auch empfohlen, mehrere Gaben über den Tag verteilt vorzulegen, um die Bewegung und die Futteraufnahme der Tiere zu stimulieren. In Zeiten von Hitzestress nehmen die Tiere nachts mehr Futter auf. Daher ist es ratsam, in den Abendstunden einen höheren Anteil der Ration an der Krippe zu füttern, sofern die Tiere nicht auf der Weide sind. Darüber hinaus kann eine höhere Energiedichte der Grundration die Schmackhaftigkeit erhöhen und den Energiebedarf der Tiere besser decken, insbesondere wenn das Melken mit dem Roboter reduziert wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hitzestress zur Realität wird. Es ist ratsam, verschiedene Strategien zu kombinieren, damit die Kühe so wenig wie möglich von den negativen Auswirkungen betroffen sind.