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Fachberichte
  • 16.07.2020

Die Sache mit dem Kupfer...

Bei der Mineralfutterversorgung dürfen Schafe und Ziegen nicht in den gleichen Topf geworfen werden. Die Folgen einer Unterversorgung zeigen sich vor allem indirekt und werden deshalb häufig unterschätzt.

Die Auswahl eines Mineralfutters für kleine Wiederkäuer stellt in der Praxis oft ein Buch mit sieben Siegeln dar. DasThema ist durchaus komplex, und das grosse Angebot an verschiedensten Mineralfuttern macht es für den einzelnen Tierhalter auch nicht gerade einfacher. Fest steht aber, eine falsche oder ungenügende Mineralstoffversorgung schadet früher oder später der Gesundheit und Leistung einer Herde. 

Subklinische Mängel
Offensichtliche Probleme wie Milchfieber oder Weidetetanie sind bei Schafen und Ziegen zwar selten zu beobachten. Dafür kommen subklinische Mängel umso häufiger vor. Sie machen sich mittels Fruchtbarkeitsproblemen, schlechten Klauen, einer reduzierten Futteraufnahme mit entsprechendem Leistungsrückgang und einer geringeren Widerstandskraft nur indirekt bemerkbar. Deshalb dürften die wirtschaftlichen Folgen einer ungenügenden Mineralstoffversorgung in vielen Fällen unterschätzt werden.
Obwohl im Zusammenhang mit Mineralfutter viel die Rede von Spurenelementen ist, darf die Rolle der Mengenelemente Ca, P, Mg, Na und K nicht aus den Augen gelassen werden. Einerseits verlieren laktierende Tiere über die Milch täglich Mengenelemente und sind deshalb auf eine konstante Zufuhr über das Futter angewiesen. Andererseits beeinflusst das Verhältnis von Kalzium zu Phosphor die Wahl des passenden Mineralfutters. 

Zum Grundfutter passend
Für Kleinwiederkäuer sollte die Gesamtration je nach Alter und Nutzungsart ein Ca:P-Verhältnis von ungefähr 2:1 bis 2,5:1 aufweisen. Mit einem an das betriebsspezifische Grundfutter angepassten Mineralfutter lässt sich das sicherstellen. Ein unausgewogenes Kalzium-Phosphorverhältnis hat Stoffwechselstörungen, einen schlechten Knochenaufbau oder auch Erkrankungen wie Harnsteine zur Folge. 
Natrium, also Viehsalz, muss unabhängig vom Mineralfutter immer gefüttert werden. Weder Grundfutter noch Mineralfutter decken hier den Bedarf. Ob dies über einen Salzleckstein oder durch eine Viehsalzgabe an der Krippe erfolgt, spielt weniger eine Rolle. 

Organisch gebunden 
Spurenelemente wie Zink, Kupfer, Mangan, Kobalt, Selen, Jod und Molybdän sind durch ihre bedeutende Rolle in Stoffwechselvorgängen für Schafe und Ziegen essentiell. Allerdings schwanken die Gehalte im Grundfutter je nach Standort, botanischer Zusammensetzung, Düngung und Vegetationsperiode erheblich. Im Normalfall ist deshalb eine Ergänzung empfehlenswert. Hier zeigen Studien, dass Spurenelemente in organisch gebundener Form vom Tier wesentlich besser aufgenommen werden können und in einem guten Mineralfutter enthalten sein sollten. 

Unter den Spurenelementen führt vor allem Kupfer immer wieder zu Diskussionen. Grundsätzlich gilt, dass diesbezüglich zwischen Schafen und Ziegen unterschieden werden muss. Bei Schafen reichert sich Kupfer in der Leber an. Sobald dieser Speicher voll ist, erfolgt eine Freisetzung in den Körper und es kommt zur chronischen oder akuten und meist tödlich verlaufenden Kupfervergiftung. Aus diesem Grund muss der Kupfergehalt in einem Schafmineralfutter stark reduziert sein. Wird vollständig auf Kupfer verzichtet kann es in seltenen Fälle auch bei Schafen zu einem Mangel kommen. Davon sind vor allem Betriebe in Gebieten mit moorigem Boden betroffen. 

Struppiges Fell
Ziegen haben dagegen einen normalen Cu-Bedarf. Bei ihnen kann der Einsatz eines Schafmineralfutters zu Kupfermangel führen. Dieser äussert sich bei erwachsenen Ziegen durch Lecksucht, Blutarmut oder einem struppigen Fell. Neugeborene Gitzis sind lebensschwach, haben Probleme mit dem Stehen und sterben kurze Zeit später. Entsteht der Mangel erst im Verlauf der Aufzucht, zeigen die Gitzis Gleichgewichtsstörungen, Zittern oder Kopfschütteln. Typisch ist auch das häufige Verharren im Hundesitz.