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Fachberichte
  • 3.11.2025

Frühdurchfall bei Kälbern vorbeugen

Frühdurchfall zählt zu den häufigsten und verlustreichsten Krankheiten in der Kälberaufzucht. Mit konsequenter Kolostrumversorgung, strenger Hygiene und gezieltem Management lässt sich das Risiko wirksam senken.

Der Frühdurchfall, auch als Neugeborenendurchfall bezeichnet, gehört zu den häufigsten Erkrankungen in der Kälberaufzucht und stellt ein zentrales Problem dar. Besonders gefährdet sind Kälber in den ersten Lebenstagen bis zur zweiten Lebenswoche, da ihr Immunsystem in dieser Phase noch nicht vollständig entwickelt ist und sie stark von der passiven Immunität durch das Kolostrum der Mutter abhängen. Der Schaden durch Verluste, Wachstumsrückstände und erhöhtem Aufwand ist erheblich.

Ursachen und wichtigste Erreger

Die Ursachen des Frühdurchfalls sind multifaktoriell und beruhen auf dem komplexen Zusammenspiel von infektiösen Erregern, Haltungsbedingungen, Fütterungsmanagement und der Immunlage des Kalbes. Zu den häufigsten Erregern zählen Escherichia coli (ETEC), Rotaviren, Coronaviren und Cryptosporidium parvum. Oft treten Mischinfektionen auf, die den Krankheitsverlauf deutlich verschlimmern. Die Infektion erfolgt meist oral über kontaminierte Einstreu, Tränkeeimer, Nuckel oder Hände.

Bei bakteriellen Durchfällen spielen Toxine eine entscheidende Rolle. Bei ETEC haften Fimbrien an der Dünndarmschleimhaut an und setzen Enterotoxine frei, die die Elektrolytsekretion erhöhen und zu einem massiven Wasserverlust führen. Virusbedingte Durchfälle entstehen durch die Zerstörung der Epithelzellen im Dünndarm, wodurch die Resorptionsfläche verkleinert und die Nährstoffaufnahme gestört wird. 

Schnell handeln

Die Symptome zeigen sich meist innerhalb der ersten Lebenstage. Der Kot wird dünnflüssig bis wässrig, teilweise gelblich oder grauweiss und kann schaumig erscheinen. Der Flüssigkeitsverlust führt rasch zu einem Einsinken der Augen, trockener Schleimhaut und einem verminderten Hautspannung. Die Kälber wirken matt, liegen vermehrt, zeigen reduziertes Saugverhalten und reagieren verzögert. Die Körpertemperatur bleibt oft im Normbereich, kann aber bei sekundären Infektionen oder Entzündungen leicht ansteigen. Unbehandelt kann der Flüssigkeits- und Energieverlust innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden.

Der Krankheitsverlauf hängt wesentlich vom Erreger und dem Allgemeinzustand des Kalbes ab. Während leichte Fälle innerhalb weniger Tage ausheilen, können schwere Infektionen zu bleibenden Schäden an der Darmschleimhaut führen und das Wachstum nachhaltig beeinträchtigen. Besonders gefährdet sind Kälber mit unzureichender Kolostrumaufnahme, die über keine ausreichende Menge an Immunglobulinen verfügen und somit kaum Schutz vor den Erregern besitzen.

Den Erreger identifizieren

Die Diagnose des Erregers stützt sich auf das Erscheinungsbild, den Verlauf und den Erregernachweis im Kot. Schnelltests ermöglichen eine gezielte Identifizierung der Keime. Eine Differenzierung zwischen infektiösen und nichtinfektiösen Ursachen ist entscheidend, um die Behandlung korrekt zu gestalten.

Die Therapie zielt in erster Linie auf die Stabilisierung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts ab. Elektrolyttränken, die Natrium, Kalium, Chlorid und Glukose enthalten, gleichen den Verlust aus und unterstützen die Energiebereitstellung. Sie sollten zusätzlich zur Milch verabreicht werden, nicht als Ersatz. Die Milchfütterung darf nicht vollständig unterbrochen werden, da sie essenziell für die Energiezufuhr ist. 

Vorbeugen ist alles

Die wirksamste Massnahme gegen Frühdurchfall ist die konsequente Vorbeugung. Eine optimale Kolostrumversorgung ist die Grundlage jeder Prävention. Das Kalb muss innerhalb der ersten zwei Lebensstunden mindestens zehn Prozent seines Körpergewichts an hochwertigem, sauberem Kolostrum aufnehmen. Ebenso wichtig sind Hygiene und Haltungsbedingungen. Saubere, trockene Abkalbeboxen, desinfizierte Tränkeutensilien und die Trennung von Altersgruppen senken den Infektionsdruck erheblich.

Auch das Management rund um die Geburt spielt eine wesentliche Rolle. Stress bei der Kuh oder dem Kalb und schlechte Stallhygiene begünstigen die Ansiedlung pathogener Keime. Eine regelmässige Reinigung der Kälberboxen und das Verwenden von saugfähiger Einstreu tragen zur Gesunderhaltung der Tiere bei. Impfprogramme gegen ETEC, Rota- und Coronaviren sowie Kryptosporidien bei tragenden Kühen können den passiven Immunschutz der Kälber deutlich verbessern, da die Antikörper über das Kolostrum übertragen werden.

Management ist das A und O

Frühdurchfall bei Kälbern ist ein vielschichtiges Thema, dass nur durch ein ganzheitliches Management erfolgreich kontrolliert werden kann. Hygiene, Fütterung, Tiergesundheit und Haltung sind entscheidend, um die Verlustrate zu senken und die Vitalität der Jungtiere zu sichern. Eine konsequente Kolostrumversorgung, hygienische Aufzuchtbedingungen und frühzeitige Interventionen sind die zentralen Säulen einer nachhaltigen Bekämpfungsstrategie. Nur so lässt sich der Teufelskreis aus Infektion, Durchfall und Entwicklungsstörung langfristig durchbrechen.

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