Viele Betriebsleiter erlebten es schon einmal im Kälberstall: Neugeborenendurchfälle in den ersten zwei bis drei Lebenswochen. Zu den häufigsten Durchfallerregern beim jungen Kalb zählen Rota- und Coronaviren, Kryptosporidien und E-coli-Bakterien. Mischinfektionen sind möglich und häufig sind Viren ein Wegbereiter für eine nachfolgende Kryptosporidieninfektion. Nebst diesen Infektionserregern kann Durchfall auch durch die Fütterung verursacht werden. Infektiöse Durchfälle haben eine wesentlich grössere Bedeutung.
Immunität des neugeborenen Kalbes forcieren
Das Kalb kommt ohne Immunabwehr zur Welt, das heisst, es bekommt über die Plazenta keine Antikörper von der Mutter. Darum muss mit den Abwehrstoffen aus der Biestmilch die heikle Zeit bis das Kalb einen eigenen Immunschutz aufgebaut hat, überbrückt werden. Es gilt, je besser die Kolostrumversorgung, desto höher die Immunität des neugeborenen Kalbes und damit bessere Chancen gegen Durchfallerreger. Eine gute Kolostrumversorgung bedeutet erstens, dass die Biestmilch in der ersten Lebensstunde vertränkt wird. Zweitens, eine ausreichend hohe Menge von 3 bis 4 Liter und drittens sollte die Immunglobulinkonzentration in der Biestmilch möglichst hoch sein, um eine genügende passive Immunisierung zu erreichen. Letzteres sollte regelmässig mittels Refraktometer überprüft werden. Gute Biestmilch weisst mindestens 24 % Brix auf. Die Qualität der Biestmilch kann während der Galtphase mit einer angepassten Fütterung und speziell mit einer optimalen Mengen- und Spurenelementversorgung verbessert werden.
Hygiene ab der ersten Lebensstunde
Da im Kot des Muttertieres Erreger enthalten sein können, kann sich das Kalb bereits in den ersten Lebensstunden oral infizieren. Um das Infektionsrisiko zu reduzieren, muss deshalb die Geburt in einer sauberen und trockenen Umgebung stattfindet. Die anschliessende Haltung in Einzel-Kälberiglus verhindert die Kontamination von Kälbern, welche für eine Infektion empfänglich sind. Wichtig ist die gründliche Reinigung der Iglus durch einen Hochdruckreiniger mit heissem Wasser nach jedem Kälberwechsel. Empfehlenswert ist das Trocknen lassen der Iglus während zwei Tagen bis eine Woche unter der Sonne. Deren UV-Strahlen sind eine günstige und effektive Desinfektionsmethode. Auch sind saubere Stiefel, Gerätschaften und Tränkeeimer unerlässlich um die Verschleppung der Erreger möglichst gering zu halten. Weiter muss das Trinkwasser stets sauber sein, um dies als weitere Infektionsquelle auszuschliessen.
Bei einer Erkrankung schnell handeln
Ein durchfallerkranktes Kalb kann pro Tag bis zu 7 Liter Flüssigkeit verlieren, was 15 % des Körpergewichts bedeuten. Der starke Flüssigkeits- und Elektrolytverlust führt schnell zu Problemen wie Dehydration und Azidose. Deshalb ist es wichtig den Flüssigkeitsverlust zu kompensieren und Ungleichgewichte im Elektrolythaushalt sofort mit puffernden Substanzen auszugleichen. Um dem Kalb weiterhin Energie zu liefern, darf die Milchvertränkung bei Durchfall nie unterbrochen werden. Damit die Milchgerinnung nicht gestört wird, sollten Elektrolytlösungen jeweils zwei Stunden nach den Milchgaben erfolgen.