Eine optimale Versorgung der Gitzi wirkt sich positiv auf die Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit der zukünftigen Milchziegen aus. Schon die Biestmilchgabe am ersten Lebenstag ist von entscheidender Bedeutung. Dies, weil bei Ziegen die mütterlichen Antikörper nicht durch die Plazenta auf den Fötus übertragen werden und die Jungtiere folglich ohne Infektionsschutz zur Welt kommen. Die passive Immunisierung durch die Biestmilch überbrückt die heikle Zeit, bis die Neugeborenen eine eigene Abwehr aufgebaut haben. Wichtig ist, dass neugeborene Gitzi schon in den ersten zwei Stunden 360 bis 420 ml Biestmilch und im Verlauf der folgenden zehn Stunden nochmals die gleiche Menge aufnehmen können. Verspätete oder ungenügende Biestmilchgaben erhöhen die Krankheitsanfälligkeit der Jungtiere erheblich.
Verdauung unterstützen
Während den ersten vier Tagen wird weiterhin Kolostrum vertränkt. Anschliessend erfolgt bei Milchziegenbetrieben meistens die Umstellung auf Kuhmilch und Milchpulver. Zwar würden arbeitswirtschaftliche und preisliche Gründe für einen alleinigen Einsatz von Milchpulver und Wasser sprechen. Die Praxis zeigt aber, dass sich der Mehraufwand und die Kosten für Kuhmilch lohnen. Denn mit einem gewissen Anteil Kuhmilch ist das Risiko für Blähungen oder Durchfall deutlich geringer, während die Tageszunahmen in der Regel höher sind. In den ersten zwei Lebenswochen oder bei Stress durch Stallwechsel, Krankheit etc. empfiehlt sich zudem der Einsatz von einem Tränkezusatz zur Unterstützung der Verdauung (Durchfallprophylaxe) und des Immunsystems. Für die optimale Anwendung solcher Zusätze und die richtige Tränkedosierung können Spezialisten betriebsindividuelle Tränkepläne berechnen. Damit der Schlundrinnenreflex funktioniert, muss die Milch 39 bis 42°C warm und die Saugstelle leicht erhöht (auf Euterhöhe) sein. Zudem darf die Nuckelöffnung nicht künstlich vergrössert werden, und das Tränken sollte in mehreren kleinen Gaben geschehen. Die tägliche Reinigung des Tränkegeschirrs mit heissem Wasser und Reinigungsmittel ist unerlässlich.
Kurze Schläuche
Bei Tränkeautomaten ist neben der Hygiene auf kurze Schläuche zu den Saugstellen zu achten. So kann die Milchmenge, die nach dem Saugen in ihnen verbleibt und abkühlt, klein gehalten werden, ehe sie vom nächsten Gitzi aufgenommen wird. Stets sauberes Wasser, trockene Einstreu und frische Luft sind eine Selbstverständlichkeit. Um dem hohen Entdeckungs- und Spieldrang der Gitzi gerecht zu werden, kann der Stall mit erhöhten Liegegelegenheiten und Nischen «möbliert» werden. Auch Wärmelampen werden gerade in den ersten Wochen sehr geschätzt.
350 g Aufzuchtfutter
Viele Gitzi beginnen bereits in der zweiten Woche mit der Festfutteraufnahme, vorausgesetzt, sie haben die Möglichkeit dazu. Deshalb gehört schon ab den ersten Lebenstagen gutes Heu und ein wenig Aufzuchtfutter in den Gitzistall. Versuche belegen, dass diese Kombination zusammen mit Milch die Pansenentwicklung positiv beeinflusst. So werden die Weichen für einen hohen Raufutterverzehr und eine effiziente Nährstoffaufnahme der zukünftigen Milchziege gestellt. Beim Absetzen mit rund acht Wochen sollten die Gitzi etwa 350 g Aufzuchtfutter pro Tag fressen. Anschliessend richten sich Dauer und Höhe des Aufzuchtfuttereinsatzes nach der Grundfutterqualität. Die Ration muss genügend hohe Tageszunahmen sicherstellen, um das richtige Gewicht beim ersten Decken erreichen zu können. Wird ein Erstablammalter von 12 bis 13 Monaten angestrebt, sollten die Jungtiere zum Zeitpunkt der Belegung je nach Rasse mindestens 28 bis 35kg schwer sein.