Schliessen
Fachberichte
  • 9.05.2025

Lahmheiten treffen Roboterbetriebe besonders

Lahmheiten sind bei Milchkühen keine Seltenheit. Treten sie verstärkt auf, hat dies speziell bei automatisierten Melksystemen erhebliche Auswirkungen.

Es ist allgemein bekannt, dass Lahmheitsprobleme bei Milchkühen die Leistung beeinträchtigen. Doch wie sieht es in automatisierten Melksystemen (AMS) aus? Eine Studie aus dem Jahr 2017 analysierte den Einfluss von Lahmheiten auf Kühe in automatisierten Melksystemen. Sie stellte fest, dass Kühe mit einem Body Condition Score (BCS) ≤ 2,5 eine 1,6-mal höhere Wahrscheinlichkeit hatten, Klauenprobleme zu entwickeln, als Kühe mit einem BCS von 3. Dies lässt sich durch ein dünneres Fettpolster im Klauenbereich erklären, was das Risiko für Hornverletzungen und Infektionen wie Mortellaro erhöht. Lahmende Kühe verbringen durchschnittlich 38 Minuten mehr pro Tag im Liegen als gesunde Tiere. Zudem wurde festgestellt, dass die durchschnittliche Anzahl der Melkungen um 0,3 pro Kuh und Tag sank. Diese Abnahme geht einher mit einer geringeren Anzahl verweigerter Melkungen und reduzierter Durchgänge durch das Selektionstor, da lahmende Kühe ihre Bewegungen einschränken. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit 2,2-mal höher, dass diese Kühe auf der Liste der verspäteten Melkungen erscheinen. Diese reduzierte Melkfrequenz führt zu einem Rückgang der Milchleistung. Kühe mit Klauenproblemen produzieren im Schnitt 1,64 kg weniger Milch pro Tag. Der Milchverlust durch Lahmheit über eine gesamte Laktation liegt somit zwischen 270 und 574 kg (0,9 bis 1,9 kg pro Tag über 305 Tage). Schätzungen zufolge sind etwa 25 % der Kühe in robotisierten Herden von Lahmheiten betroffen, was bei einer Herde von 50 Kühen zu einem jährlichen Milchverlust von bis zu 7.175 kg führen kann.

Weniger Melkungen und mehr Arbeit  

Das Verhalten lahmender Kühe beeinflusst auch ihre Futteraufnahme am Roboter. Da die Futterzuteilung abhängig von den Melkungen erfolgt, kann eine verringerte Melkfrequenz dazu führen, dass die geplante Futtermenge nicht vollständig aufgenommen wird. Weniger Bewegungsaktivität führt außerdem zu einer reduzierten täglichen TS-Aufnahme, was Stoffwechselstörungen und negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit zur Folge haben kann. Lahmende Kühe zeigen zudem seltener deutliche Brunstsymptome, wodurch sich das Intervall zwischen Abkalbung und erfolgreicher Besamung verlängert. Zusammengefasst führt Lahmheit zu einer Kaskade negativer Effekte: verringerte Futteraufnahme, geringere Produktion, verminderte Umsetzung der Fütterungsempfehlungen am Roboter und eingeschränkter Zugang zum Melksystem. So entsteht ein Teufelskreis, der die Leistung der Tiere erheblich beeinträchtigt. 
Lahmheitsprobleme bedeuten auch einen erhöhten Arbeitsaufwand für den Landwirt, sei es zur Behandlung der Kühe oder um sie zum Roboter zu bringen. Darüber hinaus entstehen zusätzliche Behandlungskosten und Einkommensverluste durch verlängerte Zwischenkalbezeiten. Da Lahmheiten direkte Auswirkungen auf die Leistung in automatisierten Melksystemen haben, sollte man nicht nur die Folgen akzeptieren, sondern aktiv vorbeugen. Das wichtigste Instrument zur Prävention ist die tägliche Beobachtung der Tiere, um betroffene Kühe frühzeitig zu erkennen. Die Klauenpflege, sowohl präventiv als auch kurativ, ist ein unverzichtbares Werkzeug im Management von Lahmheiten. Zu den weiteren Präventionsmassnahmen gehören folgende Punkte:

  • Einsatz von Klauenbädern zur Eindämmung pathogener Keime.
  • Ausgewogene Fütterung mit mineralstoff-, spurenelement- und pufferreichen Futtermitteln.
  • Stärkung des Immunsystems durch Futtermittelzusätze, die oxidativen Stress reduzieren.
  • Förderung der Lebergesundheit zur Unterstützung des Stoffwechsels.

Gummi statt Beton 

Die Wahl des Bodenbelags hat einen wesentlichen Einfluss auf die Häufigkeit von Lahmheiten in Milchviehherden. Nur Gummiböden reduzieren die Häufigkeit lahmender Kühe auf ein Niveau, das mit natürlichen Untergründen wie Gras oder Sand vergleichbar ist. Asphalt kann die Lahmheitsfälle verdoppeln, Beton sogar verdreifachen. Bereits bei der Planung eines Neu- oder Umbaus ist es ratsam, den Bodenbelag sorgfältig auszuwählen und einen geeigneten Platz für den Klauenpflegestand einzuplanen, um schnell und effektiv eingreifen zu können.

Prophylaxe bei AMS umso wichtiger

Ein Vergleich aus dem Alltag: Wenn am Wochenende beim Wandern oder Fussballspielen eine Fussverletzung auftritt, reduziert man in der Folge seine Bewegungen und entlastet den betroffenen Fuss, um die Schmerzen nicht zu verschlimmern. Bei Kühen ist das genauso: Schmerzen an den Klauen führen dazu, dass sie freiwillig weniger fressen, liegen oder sich melken lassen. Diese Probleme beeinträchtigen bei allen Haltungs- und Fütterungssystemen den wirtschaftlichen Erfolg. Die untrennbare Kombination automatisierter Melksysteme aus Bewegung, Fütterung und Melkung verschärft die Situation besonders und macht vorbeugende Massnahmen umso wichtiger.

Einstellungen

Ihre Zustimmung ist uns wichtig! Bevor Sie unsere Website weiter nutzen, möchten wir Sie bitten, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um die Cookie-Einstellungen anzupassen. Sie haben die Möglichkeit, einzelne Cookie-Kategorien nach Ihren Wünschen zu aktivieren oder zu deaktivieren. Dabei können Sie Ihre Entscheidungen jederzeit in unserer Datenschutzerklärung ändern.

Um Ihnen das bestmögliche Erlebnis zu bieten, verwenden wir auf dieser Website Cookies und ähnliche Technologien. Dabei steht der Schutz Ihrer Privatsphäre und die Einhaltung der geltenden Datenschutzgesetze für uns an erster Stelle. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.