Ob an der Krippe oder auf der Weide, der Mineralisierung des Jungviehs wird vielfach zu wenig Beachtung geschenkt. Für produktive und langlebige Kühe ist eine gute Versorgung von Mengen- und Spurenelementen aber schon während des Wachstums der Rinder eine wesentliche Voraussetzung. Eine Unterversorgung in der Aufzucht bringt zahlreiche negative Folgen mit sich und kann später kaum mehr kompensiert werden. Je nach Aufzuchtintensität steigt der Bedarf an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen.
Für Skelett und Muskeln
Kalzium ist ein wesentlicher Bestandteil der Knochen und unterstützt die Muskelkontraktion. Mangel beim Jungvieh kann sich später bei der erwachsenen Kuh negativ mit Problemen rund um die Geburt oder mit chronischer Lahmheit bemerkbar machen.
Phosphor ist eines der wichtigsten Mengenelemente und oftmals der limitierende Faktor in der Milchviehfütterung. Phosphor ist an der Synthese dermikrobiellen Proteine sowie der Energieübertragung beteiligt. Bei Mangel können Stille Brunst und Unfruchtbarkeit, eine schlechte Energie- und Stickstoffverwertung der Ration sowie ein verlangsamtes Wachstum auftreten.
Magnesium ist wie Kalzium und Phosphor an der Entwicklung des Skeletts beteiligt und sorgt für die Muskelentspannung. Magnesium reguliert ebenfalls das Nervensystem und ist am Aufbau zahlreicher wichtiger Körperenzyme mitbeteiligt. Bei Mangel sinkt die Futterverwertung und Abkalbeschwierigkeiten können auftreten.
Selen stärkt das Immunsystem, ist für die Muskelfunktion verantwortlich und sorgt dafür, dass Vitamin E effektiv genutzt werden kann. Ein Mangel schwächt das Immunsystem. Weissmuskelkrankheit, mangelnder Saugreflex bei Kälbern, Nachgeburtsverhalten sowie Mastitis und hohe Zellzahlen sind ebenfalls unerwünschte Symptome bei Selenmangel. Auch wichtig in der Aufzucht ist Vitamin A (Beta-Carotin) für Fruchtbarkeit, Infektionsabwehr und Knochenwachstum.
Zu viel ist ungesund
Zu beachten: Auch eine Überversorgung hat Konsequenzen auf die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Tiere. Ein bekanntes Beispiel ist der Kaliumüberschuss. Er reduziert die Absorption von Magnesium und begünstigt Ödeme sowie Milchfieber. Kaliumreich sind Rationen mit viel Grünfutter, Grassilage oder Dürrfutter.
Verschiedene Methoden
Um den Bedarf an Mineralien zu decken, sind Leckschalen eine praktische und zuverlässige Methode. Weil 60 Prozent der Tiere die Leckschalen vor allem in der Nacht aufsuchen, sollten sie 24 Stunden Zugang dazu haben. Idealerweise werden Leckeimer in einem Halter etwas erhöht angeboten. Untersuchungen zeigen, dass so der Konsum gegenüber Leckschalen am Boden höher ist. Nebst der Versorgung mit Mengenelementen, Spurenelementen und Vitaminen stimulieren die Leckschalen den Appetit, fördern die Speichelbildung und verbessern so den Faserabbau im Pansen. An der Krippe kann anstelle der Leckeimer auch ein Mineralfutter in Würfel- oder Griessform eingesetzt werden.
Unabhängig von der Methode der Mineralstoffverabreichung muss stets Zugang zu sauberem Wasser und zu genügend Viehsalz gewährleistet sein. Zu wenig Viehsalz (Natrium) verhindert biochemische Reaktionen im Körper und reduziert das Wachstum sowie die Leistung der Tiere.