Rund jede vierte Schweizer Schafherde ist von Moderhinke betroffen. Die Krankheit ist äusserst schmerzhaft und verursacht einen wirtschaftlichen Schaden von mehreren Millionen pro Jahr. Aus diesen Gründen startet ab Herbst 2024 ein 5-jähriges, nationales Programm zur Moderhinke-Bekämpfung. Wird in einer Herde mittels Klauentupfertest der Moderhinke-Erreger Dichelobacter nodosus nachgewiesen, muss diese durch den Tierhalter saniert werden. In dieser Zeit wird die betroffene Herde gesperrt. Solange das Sanierungsprogramm läuft unterliegen also nur Moderhinke-freie und sanierte Herden keinen Einschränkungen. Entsprechend wichtig ist es, möglichst gut vorbereitet in das Bekämpfungsprogramm zu starten.
Baden, pflegen und schützen
Im Falle eines positiven Tests sind für eine rasche Sanierung während 6 bis 8 Wochen wöchentlich zwei Klauenbäder und eine besonders exakte Klauenpflege angezeigt. Auch zur Prophylaxe bei gesunden Schafbeständen oder nach einer erfolgreichen Bekämpfung helfen regelmässige Klauenbäder die Herde vor neuen Infektionen zu bewahren.
Zu einem guten Schutz gehören auch entsprechende Biosicherheitsmassnahmen. Das bedeutet beispielsweise Klauenwerkzeuge nach Gebrauch zu reinigen und zu desinfizieren sowie abgeschnittenes Klauenhorn im Abfall statt auf dem Mist zu entsorgen. Auch bei betriebsfremden Besuchern im Stall, dem Zukauf neuer Tiere oder der Teilnahme an Ausstellungen und bei der Auffuhr auf Märkten ist spezielle Vorsicht geboten.
Biotin hält Klauen zusammen
Das Moderhinke-Risiko wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. So begünstigen auch Verletzungen im Klauenbereich einen Krankheitsausbruch. Deshalb gilt für eine nachhaltige Prophylaxe ebenso der Mineralversorgung ein besonderes Augenmerk. Denn Mineralstoffe, eingeteilt in Mengen- und Spurenelemente, sind zusammen mit Vitaminen für etliche Körperfunktionen unverzichtbar, darunter auch das Klauenwachstum bzw. die Klauenqualität.
Die hauptsächlich an der Klauenhornbildung beteiligten Spurenelemente sind Zink, Mangan und Kupfer (Für Schafe Cu-Gehalt im Mineralfutter beachten!). Vergleicht man die Klaue mit einem Mauerwerk beeinflussen diese Spurenelemente die Qualität der Steine. Für ein festes Mauerwerk braucht es nebst den Steinen aber auch Zement. Bei der Klaue ist dieser Zement die Zwischenzellsubstanz. Sie hält die Klauenhornzellen, also die Steine, zusammen. Hier kommt Biotin ins Spiel, denn das H-Vitamin ist für die Bildung der Zwischenzellsubstanz von zentraler Bedeutung.
Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass der Einsatz von Biotin speziell in Kombination mit organisch gebundenen Spurenelementen die Klauenqualität sichtbar verbessern kann. In der organischen Form wird das Spurenelement an eine Aminosäure gebunden. So können die Spurenelemente dieselben Stoffwechselwege wie Aminosäuren nutzen und werden dadurch vom Körper besser aufgenommen. Die Verfügbarkeit anorganischer Spurenelemente dagegen ist schlechter, da sich diese entweder mit einem Gegenspieler verbinden und/oder anderweitig ausgeschieden werden.
Frühzeitig anfangen
Schwankende und oftmals ohnehin zu tiefe Gehalte im Raufutter machen eine regelmässige Zufuhr von Mengen- und Spurenelementen und Vitaminen über ein Mineralfutter grundsätzlich notwendig.
Soll mit einem Mineralfutter zusätzlich gezielt die Klauenqualität verbessert werden, ist ausser entsprechenden Gehalten an Spurenelementen und Biotin eine genügend lange Einsatzdauer von mehreren Monaten nötig. Im Hinblick auf das bevorstehende Moderhinke-Bekämpfungsprogramm lohnt es sich also, zeitnah die aktuelle Mineralstoffversorgung der eigenen Herde zu überprüfen und allenfalls anzupassen.