Schwanz- und Ohrenbeissen bei Schweinen ist ein ernstes Problem. Für die Tiere bedeutet es Schmerzen und Stress, für die Tierhalter Verluste durch schlechte Zunahmen, Behandlungen und sogar Ausfällen. Obwohl viele Ställe gute Bedingungen wie genügendes Platzangebot, Einstreu und Auslauf bieten, kommt es immer wieder zu Kannibalismus. Studien zeigen, dass besonders im Winter vermehrt Schwanzverletzungen auftreten. Eine Praxisstudie ergab dabei, dass im Schlachthof bis zu 12 % chronische Schwanzläsionen aufwiesen. Die Auslöser sind dabei vielfältig. Stress, Nekrosen, geringe Lüftungsraten, zu hohe Luftgeschwindigkeiten, grosse Temperaturschwankungen höhere Schadgasbelastungen oder auch ein erhöhter Krankheitsdruck können Auslöser für Kannibalismus sein.
Stress verändert die Darmflora
Ohr- und Schwanznekrosen sind häufig die ersten sichtbaren Warnzeichen, dass im Organismus der Tiere etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Oft steht am Anfang Stress, ausgelöst durch Futterwechsel, Absetzen, Umstallung, Rangkämpfe oder Temperaturschwankungen. Stress beeinträchtigt nicht nur das Verhalten, sondern vor allem die Verdauung und die Darmgesundheit.
Unter Belastung verändert sich die Zusammensetzung der Darmflora: Nützliche Keime werden zurückgedrängt, während unerwünschte Bakterien wie E. coli sich stark vermehren. Wenn diese Bakterien absterben, bleiben Giftstoffe im Darm zurück. Ist die Darmschleimhaut durch Stress oder Fütterungsfehler geschädigt (Leaky Gut), können diese Giftstoffe in den Blutkreislauf gelangen. Die Folge: feine Blutgefäße, vor allem an Ohr- und Schwanzspitzen, verstopfen. Das Gewebe wird nicht mehr ausreichend versorgt, stirbt ab und sorgt für die Entstehung von Nekrosen.
Solche Nekrosen fallen den anderen Tieren auf, werden beleckt oder benagt und führen häufig zu weiteren Verletzungen. Damit können sie der Auslöser für Kannibalismus sein. Eine stabile Darmgesundheit ist daher der wichtigste Schutz vor solchen Kettenreaktionen. Hochwertiges Futter, das die Darmflora stabilisiert, sowie stressarme Haltungsbedingungen sind entscheidend, um Nekrosen und damit Kannibalismus vorzubeugen.
Leicht verdaulich mit strukturreicher Rohfaser
Der Darm ist der zentrale Ansatzpunkt, um Stress und seine Folgen nachhaltig zu mindern. Eine ausgewogene Fütterung unterstützt nicht nur die Verdauung, sondern stabilisiert auch das Immunsystem und das Verhalten. Entscheidend ist dabei die richtige Zusammensetzung: Futter sollte sättigend wirken, die Darmflora im Gleichgewicht halten und den Stoffwechsel entlasten.
Bewährt haben sich Rationen, die leicht verdauliche Komponenten mit strukturreicher Rohfaser kombinieren. So bleibt der Darm aktiv, die Verdauung gleichmäßig und die Tiere insgesamt ruhiger. Ergänzend tragen probiotische Zusätze und organische Säuren dazu bei, das Darmmilieu zu stabilisieren und unerwünschte Keime zu verdrängen. Mineralstoffe, Spurenelemente und ausgewählte Aminosäuren unterstützen die Nervenfunktion, die Haut- und Schleimhautgesundheit sowie die Abwehrkräfte. Pflanzliche Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Hopfen- und Süßholzextrakte wirken zusätzlich beruhigend, fördern die Verdauung und tragen zu mehr innerer Ausgeglichenheit bei.
In Kombination wird die Darmgesundheit gestärkt und Stressreaktionen reduziert. Besonders in kritischen Phasen wie dem Absetzen oder beim Mischen von Gruppen lohnt sich der gezielte Einsatz solcher Futter, sie senken das Risiko für Nekrosen und Kannibalismus und unterstützen zugleich das Wohlbefinden und die Leistung der Tiere.