Eine optimale Kälberfütterung ermöglicht bei gesunden Tieren stets die vollständige Ausreizung des Wachstumspotenzials. Dieses Ziel ist für die wirtschaftliche Leistung eines Betriebes ausserordentlich wichtig. Die Absetzphase stellt dabei eine der schwierigsten und für den Betriebsleiter herausforderndsten Phasen der Kälberaufzucht dar. Dem Kalb werden die natürlichsten Nährstoffe aus der Milch entzogen, und es muss sich vollumfänglich mit Festfutter ernähren. Dies verursacht häufig eine Stresssituation für das Kalb, während der es grundsätzlich krankheitsanfälliger wird. Um den Stress möglichst gering zu halten, darf man dem Kalb in dieser Phase keine zusätzlichen Veränderungen zumuten. Gefüttert werden noch die gleichen Komponenten wie in der Tränkephase. Ein Gruppen- oder Stallwechsel in der Absetzphase ist grundsätzlich zu vermeiden.
Hohe Tageszunahmen
400kg Lebendgewicht im 14. Lebensmonat sind das Ziel. Um dies zu erreichen, müssen die Kälber in dieser Zeitspanne durchschnittlich rund 850g Tageszunahmen vorweisen. Nur mit Heu können diese Zunahmen nicht erreicht werden. Deshalb lohnt sich ein Einsatz von Aufzuchtfutter in dieser Phase immer. Eine gute Pansenentwicklung ist äusserst wichtig, gleichzeitig soll das Kalb aber weiterwachsen, während sich der Pansen entwickelt.
Um das Wachstum nach dem Absetzen zu maximieren, muss dem Kalb genügend Energie gefüttert werden. Das kann zum einen durch die Gabe von Dürrfutter in Kombination mit Aufzuchtfutter oder einer TrockenTMR erreicht werden. Von einer Silagen-TMR wird in dieser Zeit abgeraten, da die Pansenkapazität noch eingeschränkt ist.
Nach Gewicht besamen
Erstkalbealter von weniger als 24 Monaten sind heute bei den intensiven Milchviehrassen keine Seltenheit mehr. Damit dies erreicht wird, werden die Rinder immer früher besamt. Entscheidend ist nicht das Alter bei der ersten Besamung, sondern das Gewicht. Rinder sollten mit einem Gewicht von 400kg Lebendgewicht besamt werden. Ist eine Waage auf dem Betrieb vorhanden, lohnt es sich, die Aufzuchttiere alle drei Monate zu wägen. Ohne Waage kann man die Tiere effizient mit einem Massband messen. Messen ist immer noch besser als schätzen. Die Gewichte werden anschliessend in einem Auswertungsprogramm wie dem SwissJuniorControlling eingetragen und können grafisch dargestellt werden. Die Differenzen zu den Zielwerten werden so optisch sichtbar gemacht.
Luft, Licht, Temperatur
Damit die Kälber gesund und vital aufwachsen können, benötigen sie frische Luft und ausreichend helles Licht. Die gute Luftqualität und der geringe Keimdruck sind bei allen Haltungssystemen neben der Kolostralmilchversorgung wichtigste Voraussetzungen für eine gute Immunabwehr der Kälber. Aus Sicht des Tieres sind Temperaturen von 10 bis 20 Grad als ideal zu bezeichnen. Verfügen sie über einen gut eingestreuten, trockenen und windgeschützten Liegebereich, kommen die relativ kältetoleranten Tiere selbst im Winter mit frostigen Temperaturen zurecht. Im Sommer hingegen können hohe Temperaturen verbunden mit einer intensiven Sonneneinstrahlung für die Kälber durchaus problematisch werden. Bei Temperaturen über 25 Grad wird die Wärmeabgabe der Kälber vermindert, sie beginnen zu schwitzen und zu hecheln. Gestresste Tiere fressen weniger und sind anfälliger für Krankheiten. Letztendlich kann die Entwicklung des Kalbes durch Hitzestress negativ beeinflusst werden.