Durch die intensive Fütterung in der Tränkephase wurde der Stoffwechsel der Kälber auf eine hohe Energieaufnahme getrimmt. Mittels einer hochwertigen Kälber-Trocken-Mischration (TMR) mit dem idealen Kraftfutteranteil entwickelten sich die Pansenzotten zu einer teppichähnlichen Struktur mit hoher Oberfläche. Nun gilt es, den Pansen auch im Volumen noch stärker zu entwickeln, damit später ein hohes Raufutteraufnahmevermögen während vieler Laktationen möglich sein wird.
Strukturiertes Dürrfutter
Die Ration eines Aufzuchtrindes im Alter von 4 bis 12 Monaten kann jetzt etwas variabler gestaltet werden. Nach wie vor ist der Einsatz von hochwertigem, strukturiertem Dürrfutter das perfekte Mittel der Wahl. Ökoheu ist aber noch fehl am Platz. Langsam kann jetzt aber auch die beste Grassilage – gräserreich, wenig Rohasche, keine Buttersäure – und Maissilage angeboten werden. Die Ergänzungsfütterung wird auf 1,5 kg pro Tier und Tag limitiert. Die Wahl der Ergänzung hängt vom Einsatz von Maissilage ab. Maisfütterung ruft nach mehr Protein; gutes Protein, damit genügend Aminosäuren für den Muskelaufbau vorhanden sind.
In den ersten 8 bis 9 Monaten besteht noch kein Unterschied zwischen dem Erstkalbealter-Ziel 22 oder 30 Monate. Ein sehr gut entwickeltes, frühreifes Rind hat mit einem Jahr rund 163 cm Brustumfang und bis dahin 800 g Tageszunahmen realisiert. Sein Lebendgewicht beträgt nun 350 bis 370 kg. Nach dieser intensiven Phase kann nun vermehrt Silage zum Einsatz kommen, tendenziell wenig Mais, mageres Heu und vor allem auch Proteinkonzentrat für einen optimalen Faseraufschluss.
Grundfutter ergänzen
Auch im Alter von 12 bis 24 Monaten ist Jungvieh kein Abfallkübel für schlechte Grassilage. Die Ergänzung mit Kraftfutter oder Trocken-TMR hängt von der Qualität des Grundfutters ab: Ziel sind 750 bis 800 g Tageszunahmen. Das Weidemanagement ist insofern wichtig, da im Frühjahr bei gutem Gras eine gute Entwicklung der Rinder zu beobachten ist. Es gilt aber zu berücksichtigen, dass Hitzestress auch beim Jungvieh existiert und daher auch an heissen Tagen zugefüttert werden soll. Entscheidend bei der alleinigen oder Teilzeit-Weidehaltung ist die Parasitenbekämpfung: Nur entwurmte Tiere dürfen auf die Weide.
Mineralfutter nötig
Die Ergänzung mit Mineralfutter passiert ab der Tränkephase, weil die Jungtiere dann im Verhältnis zum Gesamtverzehr weniger mineralisiertes Kraftfutter erhalten und eine Ergänzung zum Raufutter nötig ist. Der Mineralstoff sollte nicht zu phosphorreich sein, tendenziell ist eine schwächere Fruchtbarkeit bei zu viel Phosphor beim Jungvieh zu erwarten. Die Faustregel besagt, dass der Jungvieh-Mineralstoff ein um 0,5 bis 0,8:1 höheres Ca:P-Verhältnis aufweist als jener für die Kühe im gleichen Betrieb. Besamt werden die Aufzuchtrinder idealerweise bei gut 400 kg Lebendgewicht. Dies ist in der Regel im Alter von 15 bis 18 Monaten, je nach Ziel-Erstkalbealter und Fütterung. Eine BCS-Note von 3 verbessert die Trächtigkeitsrate und kann die Besamungskosten bereits jetzt auf tiefem Niveau halten. Die Ration nach dem erfolgreichen Besamen wird nun etwas weniger intensiv, Dürrfutter und Grassilage gehen immer, Maissilage sollte nur moderat und bei sonst mittlerem Raufutter eingesetzt werden.
Alpung ist ein Thema
Die Alpung von Aufzuchtrindern ist schweizweit ein Thema. Je tiefer das Erstkalbealter, desto schwieriger wird es, das Gewicht beim Abkalben von 600 kg mit Alpung zu erreichen. Nichtsdestotrotz ist im zweiten Aufzuchtjahr die Alpung dazu prädestiniert, aus Jungtieren widerstandskräftige Kühe zu machen. Zugang zu einwandfreiem Wasser, Viehsalz und Mineralstoff gilt aber nicht nur bei der Alpung als absolutes Muss.
Nach gut 7 Monaten Trächtigkeit werden die Rinder in die Kuhherde integriert. Damit schliesst sich der Kreis der Aufzucht, und die zukünftige Jungkuh wird wie damals ihre Mutter als Galtkuh optimal auf die Geburt vorbereitet: mit einer Transitfütterung und hochwertigem Galtmineralfutter, damit ihr Kalb in eine erfolgreiche Karriere starten kann.