Die wichtigste Selenquelle der Wiederkäuer ist das Grundfutter. Dieses enthält natürliches Selen in organisch gebundener Form, welches für das Tier am besten verfügbar ist. Der Selengehalt in den Pflanzen, und damit im Grundfutter, ist vom Selengehalt im Boden abhängig. Dieser wiederum wird vom chemisch- physikalischen Aufbau – also vom Bodentyp oder auch der Auswaschung – beeinflusst. In der Schweiz sind die Böden generell arm an Selen. Um diesen Mangel auszugleichen, müssen die Rationen aller Wiederkäuer mit Selen ergänzt werden.
Kuh will organisches Selen
In der Praxis erfolgt dies häufig mit einem an die Ration angepassten Mineralfutter, das mit Selen angereichert ist. Der optimale Selenbedarf beträgt 0,3mg/kg Trockensubstanz (TS). Der Organismus der Tiere ist auf die Aufnahme von Selen in organisch gebundener Form eingerichtet; dies gilt übrigens auch für andere Spurenelemente wie Kupfer und Zink. Die Selenabsorption aus anorganischen Quellen dagegen ist deutlich tiefer und die Einlagerung im Gewebe oder der Leber ist zu gering, um den Bedarf während der Transitphase und während der Laktation oder in speziellen Situationen wie Krankheit oder Hitzestress zu decken.
Für eine bessere Verfügbarkeit und Verdauung und für das Tier enthalten moderne Mineralfutter heute zu einem Teil organisches und pansengeschütztes Selen. Zahlreiche Spurenelemente und Vitamine sind unverzichtbar für die Neutralisation von freien Radikalen und für die enzymatische Aktivität. Selen, verbunden mit Vitamin E, gilt als wichtigstes Spurenelement für ein gut funktionierendes antioxidantisches Körpersystem. Die optimale Bedarfsdeckung trägt also wesentlich zur Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Tiere bei.
In Galtzeit vorbereiten
Ein gesundes Kalb ist die Lebensversicherung auf dem Mutterkuhbetrieb. Die Weichen hierfür werden schon während der Trächtigkeit der Kuh gestellt. Speziell von der Selenversorgung der Galtkuh profitiert das ungeborene Kalb. Der Aufbau des eigenen Immunsystems nach der Geburt wird dem Kalb so wesentlich erleichtert.
Ein leichter oder subklinischer Selenmangel ist schwierig zu beurteilen. Hinweise darauf können sich bei Kälbern mit Lebensschwäche, fehlendem Saugreflex, geschwächter Immunität, unsicherem Gang und schlechter Muskelspannung zeigen. Weissmuskelkrankheit bei Selenmangel kann zu erhöhter Totgeburten- und Sterblichkeitsrate führen. Bei Kühen kann ein Selenmangel zu reduzierter Fruchtbarkeit, erhöhter Entzündungsanfälligkeit, erhöhter Zellzahl oder Nachgeburtsverhalten führen. Bei Stieren führt ein starker Selenmangel zu einer schlechteren Samenqualität.
Ergänzen mit Mineralstoff
Da in unseren Böden wenig Selen vorhanden ist, sollten die Rationen aller Wiederkäuer mit Selen ergänzt werden. In der Praxis erfolgt dies ambesten mit einem der Ration angepassten Mineralfutter, das mit Selen und Vitamin E angereichert ist.